Beinlängendifferenz

 

Als Beinlängendifferenz wird in der Medizin der mögliche Längenunterschied der Beine, also der unteren Extremität von Hüfte bis Fuß bezeichnet. Kleinere Unterschiede sind nicht behandlungsbedürftig, da die meisten Menschen geringe asymptomatische Beinlängendifferenzen aufzeigen. Erst ab einer Differenz von ca. 4 mm sollte eine Therapie erwogen werden. Beinlängendifferenzen bei Kindern müssen beobachtet und unter Umständen behandelt werden. Oft verschwinden diese aber im Laufe des weiteren Wachstums.

Grundsätzlich kann zwischen einer anatomischen und einer funktionellen Beinlängendifferenz unterschieden werden.

 

Anatomische Beinlängendifferenz

Echte Beinlängendifferenz infolge Seiten differenter Länge von Oberschenkel und/oder Unterschenkel.

 

Mögliche Ursachen:

·       angeboren:

·       angeborene Hüftluxation

·       Coxa vara

·       Dysplasie epiphysealis hemimelica Morbus Trevor

·       Klumpfuß

·       Morbus Ollier

·       Multiple kartilaginäre Exostosen Erkrankung

·       periphere longitudinale Hypoplasie

·       Proximaler Femurdefekt

·       infektionsbedingt

·       Osteomyelitis

·       septische Koxitis

·       lähmungsbedingt

·       Infantile Zerebralparese (seltener anatomisch, häufiger Kontrakturen)

·       Poliomyelitis (Lähmungen während Wachstums)

·       traumatisch

·       Frakturfolge nach Knochenbrüchen

·       Verletzungen der Epiphysenfuge

·       Tumorbedingt

·       solitäre Exostose

·       Fibröse Dysplasie

·       Hämangiom, Lymphangiom, Mischtumoren

·       Ostitis fibrosa cystica generalisata

·       Neurofibromatose M. Recklinghausen

·       Riesenzelltumoren

·       Beinfehlstellung (X-Bein, O-Bein)

·       Hüftkopfnekrose

·       Morbus Perthes

·       nach Jugendlicher Hüftkopflösung

 

Funktionelle Beinlängendifferenz ohne anatomische Längendifferenz aufgrund von:

·       Kontrakturen in der Hüfte (vermehrte Beugung, Adduktion oder Abduktion).

·       Kontrakturen im Knie.

·       Spitzfuß.

 

Diagnostik

Die Untersuchung mit der Frage einer Beinlängendifferenz erfolgt im Rahmen der körperlichen Untersuchung routinemäßig mittels Beurteilung des Beckenkammes. Da dabei Asymmetrien des Beckenskelettes mit eine Rolle spielen können, kann auch klinisch eine direkte Längenbestimmung zwischen Spina iliaca anterior inferior über den Kniegelenkspalt bis zum Außenknöchel erfolgen.

Zur klinischen Abgrenzung, ob eine Beinlängendifferenz den Ober- oder den Unterschenkel betrifft, werden beide Beine im Knie um etwa 120° angewinkelt, so dass die Schienbeine nahezu vertikal stehen. In der Seitansicht erkennt man dann eine Überlänge des Oberschenkels bzw. in der Vorderansicht eine Überlänge des Schienbeins. Allerdings finden sich besonders bei idiopathischen Beinlängendifferenzen oft Differenzen sowohl des Unter- als auch des Oberschenkels.

Radiologisch kann eine exakte Längenbestimmung auf Ganzbein-Standaufnahmen mit integriertem oder angelegtem Maßstab vorgenommen werden.

Im orthoconcept Geundheitszentrum oder bei unseren Systempartner untersuchen wir bei Bedarf zusätzlich mit Hilfe von Druckmessplatten, Hüftwaage und

3 dimensionalem Rückenscan.

 

Gesundheitliche Folgen

Da die Beine die Basis unserer Statik darstellen, kann eine große Beinlängendifferenz Veränderungen in der Körperhaltung beziehungsweise in der Wirbelsäulehervorrufen, aber auch einen sekundären Spitzfuß nach sich ziehen. Durch den Beckenschiefstand kommt es zu einer mehr oder weniger schwerwiegenden Skoliose, das heißt Seitwärtskrümmung der Wirbelsäule. Der menschliche Körper hat zwar Kompensationsmöglichkeiten, dennoch sind bei zu großen Beinlängendifferenzen meist schmerzhafte Veränderungen die Folge.

Den Fehlbelastungen des Hüftgelenks und der Wirbelsäule würden sich Arthrose an Wirbelgelenken, Osteophytenbildung und eine vermehrte Abnutzung der Bandscheiben anschließen.

 

Eine Beinlängendifferenz kann mit folgenden Schmerzsymptomen einhergehen:

•       Hüft-, Nacken-, Kopf, Knieschmerzen
•       Beschwerden an der Wirbelsäule und Schulter
•       BWS- und ISG- Blockaden
•       Schwindel, Migräne
•       Augendruck
•       Tinnitus
•       Migräne


Die Kompensation von geringeren Höhen kann durch folgende Arten erfolgen:

 

·       Schuherhöhungen

·       myfootstep Einlagensysteme mit integrierter Erhöhung

·       myfootstep maßgefertigte Keilversorgung

 

Längenunterschiede und Therapiemethoden:

·       < drei Zentimeter mittels orthopädischer Schuhzurichtung (Absatzerhöhung mit                  Sohlenausgleich und Schuheinlagen)

·       3–12 Zentimeter mittels orthopädischer Maßschuhe bzw. Maßschuhe mit                              Innenschuhen oder Fußbettungsorthesen

·       > 12 Zentimeter mittels Etagenschuhen oder orthopädietechnischer Beinorthesen

 

Oder in Extremfällen und bei entsprechender ärztlicher Indikation auch operativ.

Ältere Patienten weisen oft arthrotische Hüftgelenke auf, so dass im Zuge der arthrotischen Gelenkveränderungen die Patienten zuerst eine funktionelle Beinlängendifferenz (durch Ausweichen des Schmerzes) und nach einer Hüft-TEP-OP (TEP=Totalendoprothese=Hüftkopfersatz) oft eine anatomische Beinlängendifferenz zeigen, bei der ein Ausgleich über orthopädische Schuhsohlen möglich ist.

 

Folgende Modelle eignen sich hierfür 

alle verfügbaren myfootstep Modelle